Baugeschichte der Kirche

Erste urkundliche Erwähnung:

  •  im Jahre 1204 findet die Pfarrei „Dyrdorph“ erste Erwähnung in einem
    Rechtsstreit zwischen den Klöstern Rommersdorf und Sayn
  • die Kirche war ursprünglich katholisch und war St. Jacobus geweiht. Dies war
    vermutlich schon 1204 so.
  •  Zuerst lag die Kirche außerhalb des Stadtmauerrings (auf dem sog.
    Vorflecken)
  • 1611 wurde die Stadtmauer erweitert und so auch die Kirche eingeschlossen

Wie wurde die Kirche Evangelisch?

  • im 16. Jahrhundert fand die Reformation statt (von Martin Luther hat sicher
    jeder schon mal was gehört
  • 1544-56 ließen die Grafen von Wied, die auch das Patronat über die Kirche
    ausübten, schon erste protestantische Kirchenvisitationen durchführen
  • Zu diesem Zeitpunkt war Graf Johann IV hier der Landesherr,, dessen Onkel
    war Graf Hermann zu Wied, welcher Erzbischof von Köln war, jedoch nach
    einiger Ablehnung ein Fan des Straßburger Reformators Martin Bucers wurde.
  • Daraufhin wurde 1586 eine gräfliche Kirchenordnung erlassen, welche das
    kirchliche Leben reformierte
  • Gottesdienste wurden auf Deutsch abgehalten, Gebete und Lieder waren auf
    Deutsch und deshalb zum mitsingen

Nichts desto trotz waren die Grafen und Fürsten immer offen für andere Religionen

  • am 22. 12. 1750 gewährte der Graf den Katholiken das Recht des öffentlichen
    Gottesdienstes
  • 1776 versuchten Kapuziner hier in Dierdorf ein Kloster aufzubauen; jedoch
    ging das den Dierdorfern zu weit und sie zerstörten über Nacht die
    Fundamente
  • Die Kapuziner fürchtete um ihr Leben und flohen; Dierdorfer Katholiken
    wurden wieder in Maienrachdorf betreut

Kirchenneubau und Gemeindehaus

  • nach den deutsch-französischen Krieg 1870-71 erlaubte die lange
    Friedenszeit eine stetige Planung des Kirchenneubaus und den Bau eines
    Gemeindehauses
  • daran merkt man auch klar eine Veränderung in der Kirche von der
    „Obrigkeitskirche“ zu einer „Gemeinde“

Gemeindehausbau

  •  im Jahre 1901-1902 wurde das Gemeindehaus errichtet
  • der Kirchenneubau war bereits in Planung und man brauchte eine
    Ausweichmöglichkeit

Kirchenneubau

  • der Wunsch nach eine Kirchenneubau kam schon 1830 auf
  • Die Kirche war zu klein geworden
Postkarte der alten Kirche
  • die Kirche wurde zwar laufend erweitert aber irgendwann ging es nicht mehr
    weiter
  • Langschiff zuerst – dann wurde angebaut
  • Es wurde immer was gemacht 1785 bekam der Leiendecker Johann aus
    Isenburg ein paar Schuhe und Strümpfe für die Herstellung des Kirchhahns
  • Bei Abriss, Fund von Figuren von Jacobs und Johannes in Fundamenten
  • Es gab also Platzmangel, größeren Reparaturstau und was vermutlich das
    schlimmste war es gab ein Grabgewölbe in der Kirche in dem überwiegend
    Pfarrer und Angehörige des Fürstenhauses beerdigt wurden. Durch den
    Lehmboden der in der Kirche war verbreitete sich der Leichenduft obwohl
    diese Beerdigungen bereits seit 1775 verboten waren
  • Auch der Friedhof außen rum machte Probleme bei der Erweiterung, da er
    bereits 1799 erweitert werden sollte man aber kein Geld hatte, Leichen
    wurden teilweise noch unverwest ausgegraben
  • Am 23. Juni 1895 konnte erst der neue evangelische Friedhof errichtet werden
    (heute Stadtfriedhof)
Innenraum
  • man sieht Schimmel an der Seite etc.
  • sehr katholisch mit seitlicher Kanzel
  • am 29.07.1900 wurde der Neubau beschlossen

  • – der letzte Gottesdienst fand das letzte Mal Weihnachten 1901 in der alten
    Kirche statt
  • Anfang 1902 wurde das Kirchenschiff abgerissen, der Turm sollte stehen
    bleiben
  • das Schiff wurde dann nach Entwurf und unter Leitung des Regierungs-Bauleiters des Bauamtes Bethel neu gebaut im neuromanischen Stil
  • Kostenanschlag war 90.000 Mark ; kostete aber späte über 100.000 Mark
  • – Willibald Mohn und Friedrich Schlett ließen ihre Beziehungen spielen um Geld
    aufzutreiben (es spendeten Witwen aus Köln und Familien aus Bonn, aber
    auch Gemeindeglieder die selbst zu wenig Geld haben)
  • Auch Menschen aus anderen Ländern spendeten → Charles Abresch
  • eine große Kostenersparnis war durch die Stiftung er Steine des ehemaligen
    Dierdorfer Schlosses gegeben, Fürst Wilhelm von Wied spendete sie auf
    Anfrage des Presbyteriums, da sie den Steinen des Turmes ähnelten der vom
    Putz befreit wurde
  • Vom 21. bis 26. Mai 1902 legte das 8. Rheinische Pionierbataillon mit fast 14
    Zentner Pulver und 35 kg Sprengmunition 88 das Schloss nieder.
  • Kosten für die Evangelische Kirche: 68,49 Mark da sie nur den Transport von Truppen und Munition bezahlen mussten
Grundsteinlegung
  •  erster Spatenstich war am 08. Juni
  • am 12. Juli 1903 konnte dann der Grundstein gelegt werdenKirchbauplatz war mit Girlanden, grünen Zweigen, Fahnen und Banner geschmückt, ebenso der Turm

Anwesende

  • 300 Schulkinder
  • Männergesangsverein
  • Superintendent Görhardt mit Geistlichen der oberen und unteren Grafschaft
  • weltliche Behörden der Stadt
  • viele auswärtige Gäste

Fest

  • Beginn um halb 4
  • Ansprachen von Pfarrer Schlett, Superintendent Görhardt und Pfarrer Netz
  • Lieder sang der Männergesangsverein und die Schulkinder
  • Nachversammlung im Gasthaus Sahm nur mit Eintrittskarte ca. 360 Gäste mit Kaffee, Kuchen, Ansprachen und Musik

Inhalt der Blechkapsel

  • Urkunde des Architekten Meyer mit einem schönen verzierten Titelblatt
  • „Nachrichten für den Westerwald“ vom 11. Juli 1903
  • „Neuwieder Zeitung“ vom 11. Juli 1903
  • „Neue Peußische Zeitung“ vom 10 und 11. Juli 1903
  • Kölnische Zeitung vom 10. und 11. Juli 1903
  • Koblenzer Zeitung vom 8. Juli 1903
  • Volks??? vom 28. Juni und 5. Juli 1903
  • Neue Sonntagsblatt
  • Gustav Adolf Blatt
  • Kölner Missionsblatt
  • Rheinisches Pfarrerblatt
  • Ausschnitte der Neuwieder Zeitung vom 18. Juni, enthalten die Geschichte des hiesigen Schlosses und der Chronik des Hauptlehrers Groß
  • Übliche Geldsorten bis zu einer gewissen Höhe

  • der Bau der Kirche schritt voran

 

  • Am 22. Juni 1904 konnte die neue Kirche eingeweiht werden
  • Sie war groß und neu und hatte 700 Sitzplätze
  • Es gab große Feierlichkeiten

  • Dierdorf hatte nun ein neues Schmuckstück, welches auch manchmal der
    Dom vom Westerwald genannt wurde
  • 1982 wurde die evangelische Kirche unter Denkmalschutz gestellt
  • Vom ersten Weltkrieg blieb die evangelische Kirche zum Glück verschont, bis auf 2 Glocken die zu Kriegszwecken eingeschmolzen wurden
  • Doch die weiteren politischen Entwicklungen führten zum 2. Weltkrieg und somit zu Leid und Zerstörung Zwei Glocken wurden 1942 zu Kriegszwecken abgeholt.
    Aber dann kam es zum schwärzesten Tag in der Dierdorfer Kirche und Bevölkerung
  • Der Palmsonntag war traditionell der Konfirmationstag in der evangelischen Kirchengemeinde gewesen, wegen der Kriegsereignisse war diese jedoch vorverlegt worden. Gegen 10 Uhr an diesem Tag legten US Bomber die Stadt in Schutt und Asche und 71 Personen fanden an diesem Tag den Tod. Wie man sieht versuchte man die Eisenbahnlinie zu treffen und den Widerstand einzudämmen, damit man am nächsten Tag in Ruhe einmarschieren konnte. Viele haben sich im Turm verschanzt. Trotz der Nähe der Bombeneinschläge wurde die Kirche nur leicht beschädigt Bis auf das Osterfenster zerbarsten alles Fenster und das Dach wurde beschädigt. Aber die Katholische Kirche wurde dabei komplett zerstört
  • Durch den Krieg wurde ja das Dach zerstört und Wasser drang ein, Salpeter breitete sich aus und eine Renovierung wurde dringen nötig. Dies veränderte das Bild der Kirche enorm. Auf dem Bild sehen sie wie die Kirche vor 1945 aussah.

  • Alle Wände waren bemalt
  • Fenster waren noch da
  • Engel und Votivtafel für die gefallenen des deutsch-französischen Krieges wurden in die Turmkapelle geschafft → Engel wurde bei Renovierung zerstört
  • 1954 kam es dann zur Renovierung, welche pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum abgeschlossen war
  • Fenster, Heizung und Verputz wurden erneuert

1975 wurden die Malereine wieder freigelegt und so versiegelt, dass man sie, wenn wieder Geld da ist, wieder erneuern kann

Fürstlicher Stuhl

  • Das Grafen und spätere Fürstenhaus zu Wied-Runkel, dessen Residenzstadt
    Dierdorf bis 1824 war, übte auch das Patronat über die Evangelische Kirche
    und Niederwambach aus.
  • Seit 1624 ist in der evangelischen Kirche in Dierdorf daher ein „besondere
    gräflicher Stuhl“ dokumentiert. Ursprünglich waren die Wände der Kirche
    bemalt, weshalb die abschließende Wand das wiedisch-holländische
    Allianzwappen zeigte mit dem Wahlspruch „Fidelitate et veritate – je
    maintiendrai“ (Ich werde durchalten in Treue und Wahrheit)- Hin und wieder kommt es vor, dass Angehörige der fürstlich wiedischen Familie hier sitzen.
  • Bis zum Tode von Frau von Gordon im Jahre 2003, die Großmutter des jetzigen Fürsten Carl, saß diese hier regelmäßig.

Orgel

  • Erste Erwähnung einer Orgel: 1623
  • Diese Orgel wurde im Jahre 1761 durch eine Orgel des Orgelbauers Schüler aus Bad Ems ersetzt
    Ob es in der Zeit bis zum Kirchenneubau weitere Orgeln gab ist nicht bekannt.
    Die Orgel im alten Kirchenschiff war durch die Feuchtigkeit nur hin und wieder
    funktionsfähig, weshalb man diese beim Kirchenneubau ersetzen lies.

Orgel der Firma E.F. Walker & Co. Ludwigsburg (1904)

  • Kostete bei Anschaffung 8000 M.
  • Romanische Formensprache
  • Zwei Manuale, ein Pedal, einem Rollschweller und eine Schwellkasten
  • 1941 baute die Firma Walker für 600 M. ein elektrisches Gebläse ein
    Kleuker-Orgel (1975)

Im Jahre 1975 wurde die Walcker-Orgel durch die Kleuker-Orgel ersetzt.

  • 3 Manuale
  • 22 Register
  • 1412 Pfeifen
  • Schwellwerk

Vor dem 2. Weltkrieg war die besaß die Kirche mehrere bemalte Glasfenster.

  • Nordseite: Geburt, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Christi
  • Südseite: Sämann, Verlorener Sohn, Auferstehung des Jünglings von Nain und
    Martha und Maria
  • Chor: Guter Hirte, Apostel Johannes und Jacobus
  • Die Fenster wurden bei Neubau von verschiedenen Personen gestiftet (Der
    Verlorene Sohn, Familie Abel; Der Sämann, das Presbyterium, Die 3 Fenster im
    Chor, Buchhändler Johannes Mohn, Sohn des Pfarrers Mohn und Gründer des
    Bertelsmannverlages)

Osterfenster

  • Dieses Fenster zeigt die Auferstehung Christi und wurde vom Hoflieferanten
    Ferdinand Müller aus Quedlinburg hergestellt.
    Als am 25. März 1945 amerikanische Bomben auf Dierdorf fielen, welche die
    Eisenbahnlinie zerstören sollte, zerbarsten alle Fenster bis auf dieses hier.
    Damit die Feuchtigkeit nicht in die Kirche eindringen konnte wurden die Fenster
    durch einfaches Kirchenglas ersetzt, was jedoch dazu führte das die
    Gottesdienstbesucher regelmäßig geblendet wurden. (Jeder der Ostern mal im
    Gottesdienst war kennt das)
    Pfarrer Böhle setzte sich deshalb dafür ein, dass das verbliebene Fenster im Oktober
    1947 in die Mitte der Absiss eingebaut wurde und die seitlichen Fenster vom
    Kunstmaler Fitz Bartsch aus Gießen bemalt wurden.
  • In den Jahren 1954 kam es dann zu einer ganzheitlichen Renovierung der Kirche.
    Die Mauerwände wurden von Salpeter befreit, eine neue Heizung wurde eingebaut,
    neue Fenster etc.
  • Der erste Entwurf für neue Fenster wurde bereits am 27.02.1954 von Architekt
    Merian abgegeben
  • 27.3.1954 werden neue Fenster im Chor eingesetzt
  • Am 3.4.1954 die anderen Fenster
  • Kritik war sehr stark an den Fenstern
  • Wandmosaik 1935 zur Taufe von Metfried
  • die besondere Verbindung zum Fürstenhaus Wied ist ja jetzt bekannt.
    Metfried ist der Bruder des ehemaligen Fürsten und Großonkel des jetzigen
    Fürsten
    Er wuchs hier in Dierdorf zusammen mit seinen Brüdern und Schwestern auf
    Das Fürstenhaus stiftete dieses Wandmosaik anlässlich seiner Taufe
    Manchen kennen ihn noch persönlich

Friedhof

  • um 1820 fanden Begräbnisse statt in der Kirche oder auf dem Friedhof um die
    Kirche für 10 Reichsthaler
  • später wurden die Beerdigungen in der Kirche untersagt, wegen der gesundheitsschädlichen Ausdünstungen und dem feuchten Lehmboden
  • letzte Bestattung in der Kirche 1780, verboten schon seit 1775
  • 1799 wurde schon eine Verlegung des Friedhofes bzw. eine Erweiterung angeordnet
  • Die Leichen lagen nur 12 Jahre und konnten nicht verwesen
  • Zuerst nahm man einen gepflasterten Weg weg, um Platz zu schaffen, danach nahm man noch einen Gemeindegarten und einen Graben dazu der teils der Stadt teils der Kirche gehörte → 43 Reihen, wieder 20 Jahre Liegezeit
  • 23. Juni 1895 Einweihung des neuen Friedhofs durch Pfarrer Schlett
  • es war ein konfessioneller Friedhof, Dissidenten und Katholiken durften dort keine Kulthandlungen vornehmen
  • es wurde auch eine Leichenhalle gebaut
    Wie damals üblich, wurden die Toten um oder in der Kirche begraben. Einige wurden aber auch in der Kirche selbst begraben. So wurde es schon 1602 Dietrich Kaulbach erlaubt „bei großem Gewässer und
    kontinuierlichem Regen“ sein Töchterchen dort begraben zu lassen. In der Regel fanden aber nur Personen der fürstlichen Familie und Pfarrer in der Kirche ihre letzte Ruhestätte. Sechs Treppenstufen führten hinunter in die gemauerte Gruft.
  • Im Jahre 1775 wurden in Deutschland Beerdigungen in Kirchen verboten. Trotzdem fand die letzte Beerdigung dort erst 1780 statt.
  • Der Friedhof um die Kirche hatte zeitweise keinen Zaun, sodass es auch vorkam,
    dass dort Kühe oder Schafe weideten.
  • 1799 wurde schon die Verlegung des Friedhofes angeordnet, da der Friedhof bereits so überfüllt war, dass die meisten Leichen schon nach 12 Jahren ausgegraben werden mussten, obwohl sie bis dahin nicht vollständig verwest waren und sich bei der Öffnung schädliche Dünste verbreiteten. Ein Verlegung war aber aus finanziellen Gründen nicht möglich, sodass man einen gepflasterten Weg der zum Turm führte, entfernte, und sowohl den Pfarrgarten als auch einen Graben der teils der Stadt und teils der Kirche gehörte, hinzunahm.
  • So kam man auf 43 Reihen und die Leichen konnten wieder 20 Jahre liegen.
  • Am 23. Juni 1895 konnte der neue Friedhof, der heutige städtische Friedhof, gemeinsam mit einer Leichenhalle durch Pfarrer Schlett eingeweiht werden.
  • Damals war dies noch ein rein konfessioneller Friedhof auf welchen Katholiken und
    Dissidenten keine Kulthandlungen vornehmen durften.
    Heute befinden sich auf dem „Kirchhof“ nur noch die Gräber der Pfarrer Mohn und
  • Schlett und die Grabstätte der Familie Düssel.

Glocken

Jakobusglocke
  • 1904 Umgießung einer beschädigten Glocke von F.W. Rinker Sinn
  • hat bei der Grundsteinlegung noch geläutet
  • war größte Glocke und dem Alter nach die mittlere
  • wurde im Turm zerschlagen und auf die Erde geworfen
  • Neue Glocke läutete bereits zur Einweihung der Kirche

1. Glocke

  • Gegossen: 1463
  • Gewicht: 14 Zentner (ca. 700 kg)
  • Ton: G ???
  • Inschrift: s. iakobus apos o rex glorie xp veni cum pace maria anno dni MCCCCLXIII
    d. h. Heiliger Jakobus; der Apostel. Oh König der Ehren komm mit Frieden Maria. Im
    Jahre des Herrn 1463.

2. Glocke war die Größte:

  • Gegossen: 1745 von Wilhelm Antonius Rinker aus Asslar
  • Gewicht: 22 Zentner (ca.1100 kg)
  • Inschrift: Johann Ludwig Adolf Graf zu Isenburg Criechingen Herr zu Runkel Saarwellingen und Rollingen. Moritz Jakob Schellwald Hoff- und Kirchspielprediger Johann Wilhelm Kaulbach
    Bürgermeister in Dierdorf, Johann Christian Pistorius, Ludwig Ehrenstein Kirchmeister, Wilhelmus Ehrenstein, Geschworener daselbst, auch Conrad Maurer, Johann Peter Braun, Simon Schäfer, Tobias Schliek, Bürgermeister in Giershofen, Johann Herbert Runkel, Bürgermeister in Giershofen, Joh. Arnold Eul, Bürgermeister in Wienau. Wihelm Andonius Rinker von Aslar gos mich 1745.
  • Bildnis: David mit einer Harfe
  • Abgenommen: 1903

3. Glocke war die kleinste

  • Gegossen: ??? ; umgegossen 1851 Firma Schippang Neuwied
  • Gewicht: 760 Pfund (380 kg)
  • Inschrift: Hebr. 4,7: „Heute, so ihr Gottes Stimme hört, verstocket eure Herzen
    nicht.“,

Neue 2. Glocke:

  • Gegossen: ca. 1904 F.W. Rincker aus Sinn
  • Inschrift:
    1. Gen Himmel schweb ́ ich – Zum Himmel heb ́ ich – das Menschenherz – das
    Leben weih` ich – die Klänge leih` ich – Zu Freud und Schmerz.
    2. Zum Tagwerk weck ich – Am Abend wink ich – zur sanften Ruh ́ – den
    Säugling grüß ́ ich, die Liebe führ ́ ich – dem Altar zu.
    3. Zur Hülfe leut ́ ich – Zur Andacht lad ́ ich – des Christen Chor; Um Tote klag ́
    ich – Gebete trag ́ ich – zu Gott empor.Glocken mussten im 1. Weltkrieg abgegeben werden (nur Glocke 2 und 3). Sie wurden am 1. Juli 1917 abgeholt.
    Offensichtlich sind diese nicht mehr wieder gekommen.

1921

  • 2 Glocken wurden in Dierdorf am 6. November 1921 geweiht (Neuwieder Zeitung 09.
    November 1921)
  • 1. Glocke (St. Jakobus)
  • 2. Glocke (Kaiser-Wilhelm-Bismark-Glocke)
  • Gegossen: 5. Mai 1894 um 23.30 Uhr in der Glockengießerei Carl Munte in Witten
    1. Einweihung: 5. September 1894 in der ev. Lutherkirche Remscheid
    2. Einweihung: 06.Novemebr 1921 in Dierdorf
  • Ton: D
  • Maße: 1312 kg
  • 1318 Durchmesser
  • 1 Meter Höhe
  • Inschrift: Zur Erinnerung an ihre Versöhnung am 26. Januar 1894. Gegossen von
    C. Munte in Witten
  • Bildnis:
    Porträt Kaiser Wilhelm II und Fürst Bismarck
  • Preis für ev. Kirchengemeinde Dierdorf: 27.000 Mark.
  • 3. Glocke war die mittlere:
  • Gegossen: 1921 Firma Rincker in Sinn
  • Ton:
  • F ???
  • Maße:
    850 kg
    111 cm Durchmesser
  • Inschrift: Zwei Schwestern hat mir der Krieg zerschlagen (1917), hilf Gott mir von Sieg und Errettung zu sagen (1921). 1. Johannes 5,4: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat
  • Geweiht:
    6. November 1921

1942

 

 

 

 

 

 

 

  • Glocken mussten zu Kriegszwecken abgegeben werden.
  • 2 Glocken wurden abgeholt.
  • Die Jakobusglocke durfte auf Grund ihres hohen Alters behalten werden
  • Die Kaiser-Wilhelm-Bismark-Glocke wurde in die Kategorie C eingestuft, d.h. sie
    sollte nur in dringendsten Fällen eingeschmolzen werden.
  • Die dritte Glocke wurde nach der Abholung am 25.04.1942 direkt eingeschmolzen
  • 1946 dachte man darüber nach 2 Stahlglocken beim Bochumer Verein zu bestellen.

Kaiser-Wilhelm-Bismark-Glocke

  • wurde 1948 auf dem Glockenfriedhof in Hamburg-Wilhelmsburg wiedergefunden
  • kam am 16.02.1948 wieder in Koblenz
  • Mittelpfeiler mussten bei jedem aus und Einbau wieder ausgebaut werden.
  • Läuten ab da mit nur 2 Glocken

1960

  • Im Juli 1960 lieferte die Firma der Gebrüder Rincker aus Sinn die 3. Glocke mit der
    Tonart Fis.
  • Preis ca. 10.000 DM; 9000 Spenden aus der Gemeinde, 1000 von der Märkerschaft
  • Ein elektronisches Läutewerk wurde eingebaut.
  • Inschrift: Psalm 95 Vers 7: Wenn ihr seine Stimme höret; so verstocket eure Herzen nicht

Im Kirchturm war die Hölle los
Oder warum ich unseren Kirchturm mit Ehrfurcht und Respekt betrachte

  • Seit mehr als 800 Jahren soll sich der Kirchturm unserer Kirche nun bereits malerisch über das kleine Städtchen Dierdorf erheben. Von vielen Stellen ist er zu sehen als schlichter, gemauerter Turm der zunächst nicht viel zu erzählen scheint. Ca. die letzten 50 Jahre wurde es um ihn herum, bis auf einige Renovierungsarbeiten, relativ ruhig.
    Zwar begrüßte er seit jeher kleine Kinder im Leben und zahlreiche Brautpaare, begleitete aber auch verstorbene Gemeindeglieder auf ihrem letzten Wege, doch sah er auch zahlreiche andere Dinge und konnte sich diesen erwehren.
    Das es diesen Kirchturm heute noch gibt ist keinen falls selbstverständlich. Erbaut wurde der Turm aus Bruchsteinen mit den Maßen 8×8 Metern und als solcher stand er anfangs noch völlig schutzlos außerhalb des Stadtmauerrings („Vorflecken“). Erst im 16. Jahrhundert wurde der Stadtmauerring um das Obertor und das Ludwigstor erweitert und umfasste auch seitdem die Kirche und ihren Kirchturm. Doch Gefahren für den Turm waren damit nicht gebannt. Mehrfach setzte das Wetter ihm sehr stark zu. Im Jahre 1629 erfahren wir aus der Klage des Kirchbaumeisters, dass 3 Jahre zuvor das „Wetter in den Turm gefahren sei“ und er seither dachlos dastehe. Ähnliches ereignete sich am 19. Juli 1900. Der Blitz schlug in das Dach des Kirchturmes, zertrümmerte den nordwestlichen Teil des Daches und einige Balken und fuhr an der nördlichen und westlichen Seite des Turmes herab und erschütterte ihn. Die
    Entschädigung der Feuerversicherung und die Gelder aus dem Denkmalpflegefond der Rheinischen Landesbank, ein Betrag von insgesamt 6000 RM, ließen es zu, den Turm wieder in angemessenen Zustand zu versetzten.
    Auch sein Äußeres verändert sich von Zeit zu Zeit. So war dieser vor dem Neubau des Kirchenschiffes, wie das alte Kirchenschiff, verputzt. Aber bereits früher gab es kleinere Veränderungen. Im Jahre 1717 beherbergte der Kirchturm, während der Umbauarbeiten des Uhrturmes, dessen Uhr. Aber auch die sagenumwobene Viertelstundenglocke des Uhrturmes, welche angeblich aus Steimel stammen soll, soll, bevor sie im Jahre 1772 umgegossen wurde, im Kirchturm gehangen haben. Von dort aus erklang dann wohl auch schon ihr Klagelied: IN STEIMEL – ES MEI HEIMEL. HÄTT MECH DIE SÄUSCHNAUZ NIT
    GEFONNE, DANN WER ECH NIT NO DEERDORF KOMME!
    Doch sah der Kirchturm nicht nur diese Glocke kommen und gehen. Um das Jahr 1900 befanden sich, wie heute, drei Glocken im Turm. Eine sehr alte Glocke aus dem Jahre 1463 mit der Inschrift: s. iakobus apos o rex glorie xp veni cum pace maria anno dni MCCCCLXIII. Diese hängt noch heute dort.
    Die zweite Glocke war aus dem Jahre 1745 und wurde von Wilhelm Antonius Rinker aus Asslar gegossen. Sie hatte die Inschrift: Johann Ludwig Adolf Graf zu Isenburg Criechingen Herr zu Runkel Saarwellingen und Rollingen.
    Moritz Jakob Schellwald Hoff- und Kirchspielsprediger Johann Wilhelm Kaulbach Bürgermeister in Dierdorf, Johann Christian Pistorius; Ludwig Ehrenstein Kirchmeister,
    Wilhelmus Ehrenstein, Geschworener daselbst; auch Conrad Maurer, Johann Peter Braun,
    Simon Schäfer, Tobias Schlick, Bürgermeister in Giershofen, Johann Herbert Runkel,
    Bürgermeister in Giershofen, Joh. Arnold Eul, Bürgermeister in Wienau. Wilhelm Andonius
    Rinker von Aslar gos mich 1745. Außerdem war auf ihr noch David mit einer Harfe
    abgebildet.
    Die dritte Glocke war im Jahre 1851 von der Firma Schippang in Neuwied umgegossen
    worden und hatte die Inschrift: Hebr. 4,7: „Heute, so ihr Gottes Stimme hört, verstocket eure
    Herzen nicht“.
    Anhand der Jahreszahlen wird klar, dass es zwischenzeitlich immer einige Veränderungen in
    der Glockenstube gab. Diese bedeuteten auch immer Eingriffe in die Bausubstanz des
    Turmes, da man besonders für den Einbau der Glocken die Turmwände öffnen musste, um
    diese überhaupt in den Turm bringen zu können.
    Diese Veränderungen könnte man, auf Grund der großen Zeitspannen, allerdings als normal bezeichnen und ist nicht mit dem zu vergleichen, was dann folgen sollte.
    Zur Zeit des Kirchenneubaus um das Jahr 1904 herum entschloss man sich die zweite Glocke umgießen zu lassen. Man zerschlug diese und warf sie in Stücken aus dem Turm heraus.
    So wurde auch diese Glocke zerschlagen und aus dem Turm stückweise auf die Erde geworfen um
    in neuer Schöne und reinem vollem Klange die Gemeinde in wechselvollem Gonge zu begleiten
    wie die neue Inschrift auf derselben besagt:
    Gen Himmel schweb ́ ich – Zum Himmel heb ́ ich – das Menschenherz – das Leben weih` ich – die
    Klänge leih` ich – Zu Freud und Schmerz.
    Zum Tagwerk weck ich – Am Abend wink ich – zur sanften Ruh ́ – den Säugling grüß ́ ich, die Liebe
    führ ́ ich – dem Altar zu.
    Zur Hülfe leut ́ ich – Zur Andacht lad ́ ich – des Christen Chor; Um Tote klag ́ ich – Gebete trag ́ ich
    – zu Gott empor.
    Bereits zur Einweihung des neuen Kirchenschiffs läutete diese im Einklang mit den anderen beiden Glocken. Lang blieb dieser Einklang jedoch nicht bestehen. Am 1. Juli 1917 musste diese zusammen mit der dritten Glocke zu Kriegszwecken abgeliefert werden. Vier Jahre lang musste die älteste Glocke, die durch ihre Inschrift noch an die katholischen Zeiten unserer Kirche erinnern (Jakobus war ihr Patron), nun alleine läuten. Erst am 06. November 1921 konnten zwei neue Glocken in Dierdorf geweiht werden. Eine der Glocken konnte die Kirchengemeinde gebraucht zum Preis von 27.000 RM von der Evangelischen Lutherkirche, Remscheid erwerben. Dabei handelt es sich um eine, in Kirchtürmen seltene, Schmuckglocke mit dem Namen „Kaiser-Wilhelm-Bismarck Glocke. Diese wurde am 5. Mai 1894 um 23.30 Uhr in der Glockengießerei Carl Munte in Witten gegossen. Neben vielen Verzierungen sind auf ihr auch die Portraits von Kaiser Wilhelm II. und Fürst Otto von Bismarck und eine Inschrift (Zur Erinnerung an ihre Versöhnung am 26. Januar 1894. Gegossen von C. Munte in Witten) zu sehen. Die neue dritte Glocke wurde von der Firma Rincker in Sinn gegossen. Sie hatte die aussagekräftige Inschrift: Zwei Schwestern hat mir der Krieg zerschlagen (1917), hilf Gott mir von Sieg und Errettung zu sagen (1921).
    1. Johannes 5,4: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
    Seit diesem Zeitpunkt konnte wieder mit drei Glocken geläutet werden. Doch auch dieser Zustand hielt leider nicht lange an.1942 mussten bereits wieder Glocken zu Kriegszwecken abgeholt werden. Die älteste Glocke blieb der Kirchengemeinde, auf Grund ihres hohen Alters, erhalten, die beiden anderen Glocken wurden wieder abgeholt. Dabei wurde die Kaiser-Wilhelm-Bismarck-Glocke in die Kategorie C eingestuft, was bedeutete, dass diesenur im dringensten Fall eingeschmolzen werden durfte. Die dritte Glocke wurde nach der Abholung am 25.04.1942 direkt eingeschmolzen. Nur mit großem Aufwand, einige werden sich vielleicht erinnern, konnten die Glocken aus dem Turm entfernt werden.
    Verständlicherweise dachte man im Jahre 1946 darüber nach nun auf Stahlglocken umzusteigen und diese beim Bochumer Verein zu bestellen. Glücklicherweise konnte jedoch die Kaiser-Wilhelm-Bismarck-Glocke im Jahre 1948 auf dem Glockenfriedhof in Hamburg- Wilhelmsburg wiedergefunden werden. Am 16.02.1948 kam diese wieder in Koblenz an.
    Man nahm also wieder die Mittelpfeiler der Turmfenster, wie auch beim Ausbau, heraus und
    setzte die Glocke wieder ein.
    So konnten zumindest wieder zwei Glocken läuten. Erst im Juli 1960 lieferte die Firma
    Rincker eine neue dritte Glocke in der Tonart Fis mit der Inschrift: Psalm 95 Vers 7: Wenn
    ihr seine Stimme höret; so verstocket eure Herzen nicht. Zeitgleich wurde auch ein
    elektronisches Läutwerk eingebaut.
    Seither wurde es wieder recht ruhig in und um unseren Kirchturm. Er trotzte Kriegen, dem
    Wetter, dem Zahn der Zeit und sämtlichen Veränderungen und trotz all dieser Strapazen
    steht er noch heute als fester, starker Zeuge der Vergangenheit an seinem angestammten
    Platz. Dies ist er Grund warum ich unseren Kirchturm mit Ehrfurcht und Respekt betrachte
    und hoffentlich geht es nun dem ein oder anderen ebenso wie mir. Betrachten Sie ihn ruhig
    etwas länger und wenn alle Glocken läuten können Sie vielleicht auch seinen kleinen
    triumphalen „Tanz“ beobachten.